Klimabilanz von Deutschland: CO2-Emissionen im Vergleich

Beim Klimaschutz ist Deutschland seit 1990 ein deutliches Stück vorangekommen: Um 35 Prozent ist der Ausstoß von Treibhausgasen bis Ende 2019 gesunken. Doch damit die EU bis 2050 klimaneutral wird, müssen die CO2-Emissionen auch in der Bundesrepublik sehr viel schneller abnehmen – vor allem bei Gebäuden und im Verkehr.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:

  • fast 60 Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands aus Kraftwerken & Industrie
  • Ausstoß bis 2019 um 35 Prozent gegenüber 1990 gesenkt
  • CO2-Emissionen im Verkehr seit 1990 unverändert
  • Klimaschutzgesetz schreibt erstmals jährliche Emissionsmengen für jeden Sektor vor

Was ist das Ziel für die CO2-Emissionen Deutschlands für 2030?

Im Klimaschutzgesetz von 2019 hat die Bundesregierung erstmals festgelegt, wie viel CO2 jeder Sektor pro Jahr ausstoßen darf. Bis zum Jahr 2030 muss Deutschland so insgesamt 55 Prozent CO2 gegenüber 1990 einsparen. Das sind die zulässigen Jahresemissionsmengen in Millionen Tonnen CO2 für 2030 im Vergleich:

SektorZiel 2030Vergleich zu 1990
Energiewirtschaft175-62%
Gebäude70-66%
Verkehr95-42%
Industrie140
Landwirtschaft58-36%
Abfallwirtschaft & Sonstiges5-87%
gesamt543

Quelle: Klimaschutzgesetz, Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung

Wie haben sich die CO2-Emissionen in Deutschland entwickelt?

Emissionen verlaufen selten stetig. Auch das Wetter beeinflusst, wie viele Treibhausgase in Deutschland ausgestoßen werden. In strengen Wintern zum Beispiel verfeuern Heizungen mehr Öl, Gas und Kohle als in milderen Jahren. Langfristig ist der Trend aber deutlich: Die Menge an Treibhausgasen geht in Deutschland zurück. In den Jahren 2018 und 2019 sanken die Emissionen jeweils um mindestens 4 Prozent.

Nach Schätzungen des Think-Tanks Agora Energiewende verursachte Deutschland 2019 noch 811 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (kurz CO2e, hier vereinfacht nur CO2) . Diese Kennzahl macht die Treibhausgas-Wirkung unterschiedlicher Emissionen wie Methan und Lachgas mit der von Kohlendioxid vergleichbar. Im Jahr 1990 waren es noch 1.251 Millionen Tonnen. Seitdem sind Deutschlands Emissionen also um 35,2 Prozent zurückgegangen. Im Vorjahr waren es noch rund 28 Prozent. Wie erfolgreich Deutschland im EU-Vergleich ist, zeigt diese Tabelle:

CO2-Emissionen Deutschlands und anderer EU-Länder

1990 (Mio. t) 2017 (Mio. t) Vergleich 1990-2017
Litauen48,220,4-58 %
Lettland26,311,3-57 %
Rumänien248,1113,8-54 %
Estland40,420,9-48 %
Slowakei73,443,3-41 %
Vereinigtes Königreich794,4470,5-41 %
Bulgarien101,861,4-40 %
Tschechische Republik199,2129,4-35 %
Ungarn93,763,8-32 %
Dänemark70,347,9-32 %
Deutschland1251,0906,6-28 %
Schweden71,352,7-26 %
EU285653,74324,9-24 %
Finnland71,355,4-22 %
Belgien146,6114,5-22 %
Kroatien31,925,0-21 %
Luxemburg12,810,2-20 %
Italien517,710,2-17 %
Frankreich548,1464,6-15 %
Polen474,4413,8-13 %
Niederlande221,7193,7-13 %
Griechenland103,195,4-7 %
Slowenien18,617,5-6 %
Malta2,12,2+2 %
Österreich78,782,3+5 %
Irland55,460,7+10 %
Spanien288,5340,2+18 %
Portugal59,270,7+19 %
Zypern5,78,9+58 %

Quelle: Europäische Umweltagentur – European Environment Agency (EEA)

Vergleich der CO2-Emissionen weltweit: Deutschland mit sechsthöchstem Wert

Beim Vergleich der weltweiten CO2-Emissionen wird deutlich, dass Deutschland eine wichtige Rolle für die globale Klimabilanz spielt. Der Anteil lag im Jahr 2018 zwar nur bei 2,0 Prozent. Aber damit belegt Deutschland Rang sechs in der Rangliste der CO2-Emissionen weltweit. Nur Japan, Russland, Indien, die USA und China sorgen für noch mehr CO2.

Bei den Pro-Kopf-Emissionen schneidet Deutschland etwas besser ab (Rang 36), aber schlechter als beispielsweise China oder Frankreich, wie der Vergleich für den CO2-Ausstoß der Länder zeigt.

CO2-Emissionen Deutschland nach Sektoren

Die größten Verschmutzer sind im Vergleich der Sektoren noch immer Kraftwerke. Die Energiewirtschaft verursachte im Jahr 2018 laut einer Übersicht aus dem Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung 36 Prozent aller CO2-Emissionen.

Braunkohle-Kraftwerk Boxberg in Sachsen: Wald, Stromleitungen, Kraftwerk mit Kühltürmen.(c) www.unsplash.com / Torsten Kellermann

Der Industrie-Sektor ist mit 23 Prozent aller Emissionen der zweitgrößte Verursacher. Große Unternehmen betreiben eigene Kraftwerke zur Strom- und Wärmeerzeugung oder verfeuern Brennstoffe in Produktionsanlagen. Hinzu kommen prozessbedingte Emissionen. Sie entstehen durch chemische Reaktionen bei den gängigen Herstellungsverfahren, zum Beispiel für Roheisen und Zement.

Anteil des Verkehrs an CO2-Emissionen in Deutschland

Immer mehr und größere Autos, mehr Flugreisen – der Verkehr ist der einzige Sektor, in dem die Emissionen seit 1990 nicht gesunken sind. Sein Anteil an den CO2-Emissionen Deutschlands liegt derzeit bei 19 Prozent.

Wegen der langen Investitionszeiten ist der Sektor Gebäude ebenfalls schwerfällig. 13 Prozent aller Emissionen entfallen auf das Heizen und Kühlen von Gebäuden. Klimaneutrale Baustoffe könnten dazu beitragen, die Emissionen der produzierenden Industrie zu verringern.

In der Landwirtschaft entstehen vor allem Methan und Lachgas beim Düngen und der Tierhaltung. Sie macht 8 Prozent der Treibhausgase aus.

In der Abfallwirtschaft stammen Methan und Lachgas aus Deponien und der Kompostierung. Dort entsteht nur noch 1 Prozent aller Emissionen. Die Müllverbrennung wird den Kraftwerken in anderen Sektoren zugerechnet.

Energiewirtschaft36 %
Industrie23 %
Verkehr19 %
Gebäude13 %
Landwirtschaft8 %
Abfallwirtschaft & Sonstiges1 %

Quelle: Klimaschutzgesetz, Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung

CO2-Emissionen weltweit nach Sektoren

Auch bei den weltweiten CO2-Emissionen steht die Energiewirtschaft an erster Stelle der verschiedenen Sektoren. Laut Daten der europäischen Datenbank EDGAR lag ihr Anteil im Jahr 2018 bei 37 Prozent. Darauf folgen Industrie, Verkehr national, Sonstige und Gebäude. Beim Vergleich der weltweiten CO2-Emissionen nach Sektoren fällt auf, dass Gebäude in Deutschland einen wesentlich größeren Anteil haben.

Energiewirtschaft37 %
Industrie21 %
Verkehr national18 %
Sonstiges12 %
Gebäude9 %
Schiffverkehr international2 %
Flugverkehr international1 %

Quelle: EDGAR – Emissions Database for Global Atmospheric Research

Erreicht Deutschland seine Klimaziele?

Im Jahr 2007 hatte sich die Bundesregierung selbst das Ziel gesetzt, die deutschen CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Bis 2019 waren 35,2 Prozent geschafft. Vor der Corona-Krise sah es so aus, als würde Deutschland dieses Ziel verfehlen und bei etwas 37 Prozent landen. Nun könnte dieses Ziel knapp erreicht werden.

Für 2030 hatte die Bundesregierung mit dem Energiekonzept von 2010 ein weiteres Ziel ins Auge gefasst: eine Treibhausgas-Minderung um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990. Gegenüber dem EU-weiten Bezugsjahr 2005 entspricht das einer Minderung um 43 Prozent.

Mit dem Klimaschutzgesetz von 2019 hat die Bundesregierung dieses Ziel rechtlich verbindlich gemacht. Erstmals werden außerdem für jeden Sektor zulässige Jahresemissionsmengen festgeschrieben. So sehen diese Emissionsmengen in Millionen Tonnen CO2 aus:

Sektor19902018Ziel 2030Vergleich 1990-2030
Energiewirtschaft466311175- 62 %
Gebäude21011770- 66 %
Verkehr16316295- 42 %
Industrie196140
Landwirtschaft907258- 36 %
Abfallwirtschaft & Sonstiges38105- 87 %
gesamt868543

Quelle: Klimaschutzgesetz, Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung (Werte für 2018 geschätzt)

Die einzelnen Maßnahmen, mit denen diese Einsparungen erreicht werden sollen, werden im Klimaschutzprogramm 2030 beschrieben. Gutachten der Bundesregierung aus dem Frühjahr 2020 kommen allerdings zu dem Ergebnis, dass sie nicht ausreichen, um das Ziel für 2030 zu erreichen.

Beschlüsse der europäischen Staaten könnten der Bundesrepublik sogar noch mehr abverlangen. Ende 2019 haben die Regierungen vereinbart, die EU bis 2050 treibhausgasneutral zu machen. In diesem Zusammenhang wird auch darüber debattiert, das EU-weite Zwischenziel für 2030 von 40 auf 50 bis 55 Prozent Emissionsminderung gegenüber 1990 zu erhöhen. Wie viel jeder einzelne Staat dazu beiträgt, muss neu verhandelt werden.

Auch der Austritt des Klima-Vorreiters Großbritannien erhöht den Druck auf die übrigen Länder der EU. Zusätzlich zu den Maßnahmen aus dem Klimaschutzprogramm 2030 werden für Deutschland also wahrscheinlich weitere Schritte notwendig werden, um den Ausstoß von CO2 noch stärker zu vermindern.

Autor: Manuel Berkel

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