Ist der EU-Emissionshandel in der Krise?

Unser Leser Peter Michalski aus Horbach hat das Klima-Orakel befragt. Er wollte wissen: „Warum steckt der europäische Emissionshandel in der Krise?“ Die Frage beantwortet Dr. Felix Christian Matthes vom Öko-Institut:

Börse, Handel, Entwicklung(c) Kurt Kleemann / Fotolia.com

„Unternehmen, die vom EU-Emissionshandelssystem (EU ETS) erfasst sind, dürfen nur dann Treibhausgase ausstoßen, wenn sie die entsprechende Berechtigung besitzen. Sie benötigen dafür sogenannte CO2-Zertifikate, die im Rahmen des EU ETS gehandelt werden.

Weil derzeit ein massives Überangebot an CO2-Zertifikaten herrscht, sind diese extrem günstig zu haben. So haben die Unternehmen keinen finanziellen Anreiz, Treibhausgase einzusparen. Inzwischen sind mehr als zwei Milliarden Tonnen CO2 überschüssig. Das entspricht etwa einer Jahresemission aller vom EU ETS erfassten Anlagen.

Ein Grund für den Überschuss ist das krisenbedingt niedrige Niveau wirtschaftlicher Aktivität. Das heißt: Wenn weniger produziert wird, entsteht weniger CO2 und es werden weniger Emissions-Zertifikate benötigt. Eine zentrale Ursache für das Überangebot ist aber auch der massive Zufluss an Billigst-Zertifikaten außerhalb Europas, hinter denen nur zum geringeren Teil tatsächliche Emissionsminderungen stehen. Nicht ursächlich für den Zertifikatsüberschuss ist – zumindest bis heute – der Ausbau erneuerbarer Energien.

Ohne weitere Gegenmaßnahmen wird der Zertifikatsüberhang mindestens für die nächsten zehn Jahre anhalten. Das Europäische Parlament hat es Mitte April leider abgelehnt, 900 Millionen Zertifikate vorübergehend vom Markt zu nehmen, sodass die Krise des EU ETS andauert beziehungsweise sich derzeit sogar noch verschärft.“

 

Hier geht es zu allen Fragen und Antworten des Klima-Orakels.

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