Stromverbrauch von Backofen und Herd: Tipps & Kaufberatung

Klapprige Kochherde, brummende Kühlschränke, tropfende Waschmaschinen: Elektrogeräte verbrauchen Strom, belasten die Umwelt und sind trotzdem unverzichtbar. Was tun? In der Reihe „Unter Strom“ erzählen unsere Autor*innen, warum es auch für bekennende Klimaschützer*innen nicht immer leicht ist, sich von alten Stromfressern zu trennen. Heute berichtet unser Autor Minh Duc Nguyen über die langwierige Trennung von Seppelfricke, dem knarzenden Herd mit Backofen.

Ist Ihr Stromverbrauch auch zu hoch?

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Eine Kollage von Seppelfricke, dem Herd mit Backofen(c) Minh Duc Nguyen

Wir haben uns endlich getrennt. Seppelfricke und ich. Es ging einfach nicht mehr. Er, der Herd mit integriertem Backofen, verbrauchte so viel Strom wie ein mittelgroßes Rechenzentrum. Ok, vielleicht nicht ganz so viel, aber auf jeden Fall nicht wenig. Das habe ich in einer schweißtreibenden Aktion herausgefunden. Wie hoch der Verbrauch war, dazu komme ich später. Davor gibt es erst einmal ein bisschen Fakten:

Fakten zum Stromverbrauch durch Herd und Backofen

  • bis 10 Prozent des Stromverbrauchs durch Kochen und Backen
  • Induktionsherd energiesparendstes Kochfeld, gusseiserner Herd mit höchstem Stromverbrauch
  • Kochen mit Gas kostengünstigste Variante, aber nicht überall möglich
  • EU-Energielabel nur für Backofen, nicht für Kochfelder
  • mit Stromspartipps mehr als 40 Euro pro Jahr sparen

Stromverbrauch von Herd und Backofen

In einem durchschnittlichen Haushalt gehen knapp zehn Prozent des gesamten Stromverbrauchs auf das Konto von Kochen und Backen. Je nachdem, ob besonders häufig oder eher selten gekocht und gebacken wird und um welchen Herd es sich handelt, erhöht oder verringert sich dieser Wert.

Deshalb war Seppelfricke so ein Stromfresser

Der oben genannte Wert von knapp zehn Prozent ist allerdings nur der Durchschnitt. Seppelfricke war aber nicht durchschnittlich, sondern in vieler Hinsicht drunter beziehungsweise drüber. Seine Glastür beispielsweise wurde buchstäblich brennend heiß, wenn der Ofen in Benutzung war. Als wäre das nicht schon verschwenderisch und gefährlich genug, ließ sich die Tür jahrelang kaum richtig schließen.

Um nicht dem Vorwurf der Tatenlosigkeit ausgesetzt zu sein und das Klimaschützer-Herz bei diesem Anblick nicht ganz ausbluten zu lassen, habe ich bei jedem Backeinsatz einen Stuhl dagegen gelehnt. Das hat zwar ein wenig geholfen, aber die große Wirkung blieb erwartungsgemäß aus. Zuletzt klemmte und knarzte die Tür auch noch beim Auf- und Zumachen. Das rechte Scharnier wollte nach neun Jahren intensiver Nutzung nicht mehr – und ich ebenfalls nicht.

Bis dass die Sicherheit euch scheidet

Die Trennung war also ein schleichender Prozess. Neben der spürbar und sichtbar schlechten Energieeffizienz, dem nervigen Knarzen beim Auf- und Zumachen sowie dem Bangen, ob die Ofentür überhaupt zuging, war die zunehmende Gefahr durch die heiße Glasfront (insbesondere für Kinder im Haus) der ausschlaggebende Grund für diesen Schritt.

Es gibt immer (mindestens) einen Grund, die Entscheidung zu vertagen

Warum ich es fast neun Jahre lang mit Seppelfricke ausgehalten habe? Aufschieberitis. Prokrastination. Ausreden. Wie man das Ganze auch nennen möchte, es gab viele Gründe:

  • Rechtslage: Seppelfricke wurde uns (meiner Freundin und mir) von unserem Vermieter zur Verfügung gestellt. Ein Austausch wäre also nur mit seiner Zustimmung möglich gewesen. Er war zwar nicht gegen einen neuen Herd. Aber sich drum kümmern wollte er auch nicht. Stattdessen gab es ein ewiges Hin- und Herschieben der Verantwortung zwischen Vermieter, Hausverwaltung und Hausmeister. Das Ende vom Lied: nichts als Totenstille.
  • Sicherheit: Seppelfricke war ein klassischer Standherd mit Starkstromanschluss. Für den Ausbau hätte ich unbedingt eine/n Elektriker*in beauftragen müssen. Das Ganze ohne die Zustimmung des Vermieters umzusetzen, war mir eine Zeit lang doch etwas zu gewagt.
  • Pragmatismus: Unsere Küche war von Anfang an sehr spartanisch. Was zählte, war in erster Linie die Funktionalität (war bei manchen Geräten nur bedingt der Fall).

Neustart dank Vermieterwechsel

Der Leidensdruck war nicht groß genug, solange nur Erwachsene in der Wohnung lebten. Das änderte sich, als meine Kinder auf die Welt kamen. Außerdem erhielt ich irgendwann unerwartet einen Brief von meinem Vermieter: Darin stand, dass das Haus nun einem Immobilienunternehmen gehört. Das war der Startschuss für einen Neuanfang. Denn dem neuen Eigentümer (um genauer zu sein, der Hausverwaltung) war es nur wichtig, dass bei unserem Auszug eine Kochgelegenheit vorhanden ist. Ob diese dann Seppelfricke oder Karl Heinz heißt, war ihm egal.

(c) pexels | cottonbroGroßmutter mit Enkelkind im Bad

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Los geht's

Einen neuen Herd mit Backofen kaufen

Die Entscheidung stand also fest: Ein neuer Herd mit Backofen muss her. Als Erstes galt es herauszufinden, welche Arten von Kochherden es gibt. Die Auswahl ist zum Glück sehr klein. Infrage kommen nur zwei Möglichkeiten:

  • Kochherd mit Gasanschluss
  • Kochherd mit Stromanschluss
Person streut Rotkohl in Wok auf Gasherd(c) pixabay

Kochen mit Gas – Vor- und Nachteile sowie Voraussetzung

Gas ist im Vergleich zu elektrischen Kochfeldern die günstigste und effizientere Variante: Gas ist billiger als Strom und beim Umwandeln der Energiequelle in Wärme entstehen weniger Verluste (entsprechend auch weniger CO2-Emissionen). Bei einem Gasherd werden knapp 60 Prozent der eingesetzten Primärenergie zum Kochen genutzt, beim Elektroherd nur rund 30 Prozent. Wird Ökostrom zum Kochen verwendet, ist die Ökobilanz natürlich besser – aber auch hier entstehen Wandlungs-und Übertragungsverluste und auch hier gibt es sinnvollere Nutzungsmöglichkeiten für die "edlere" elektrische Energie. Allerdings gibt es in Deutschland immer weniger Haushalte, die über einen Gasanschluss zum Kochen verfügen. Außerdem belastet das Kochen mit Gas die Innenraumluft, sofern die Abluft nicht direkt abgeführt wird. Einer Studie aus den USA zufolge stoßen Gasherde auch Methan aus, wenn sie ausgeschaltet sind. Inwiefern die Ergebnisse auf Deutschland übertragbar sind, ist noch unklar. 

Kochen mit Strom – diese Kochfelder gibt es

Trotz des schlechten Wirkungsgrads hat sich das Kochen mit Strom hierzulande durchgesetzt. Wohl auch deshalb, weil Strom im Vergleich zu Gas nahezu überall verfügbar ist. Außerdem ist das Kochen mit Strom CO2-neutral, sofern Ökostrom bezogen wird. Dementsprechend sind die meisten Kochfelder wie Gusseisen, Glaskeramik und Induktion für elektrische Geräte ausgelegt.

1. Gusseiserne Kochplatten

Gusseiserne Kochplatten sind die Stromfresser unter den Kochplatten, weil sich mit der Kochplatte viel Metall erwärmen muss. Nach dem Abschalten bleibt eine gusseiserne Kochplatte noch lange heiß. Um Strom zu sparen, sollten Sie diese Restwärme beim Kochen ausnutzen, also die Platte abschalten, bevor Sie mit dem Kochen fertig sind.

2. Glaskeramik-Kochfelder

Glaskeramik-Kochfelder sind auch unter dem Markennamen „Ceran“-Kochfeld bekannt. Sie sind energieeffizienter als ihre gusseisernen Verwandten, werden schneller heiß und kühlen auch schneller wieder ab. Glaskeramik-Kochfelder gibt es mit Induktion-, Infrarot- und Halogenbeheizung. Glaskeramik-Kochfelder können auch mit Gasherden kombiniert werden.

  • Glaskeramik-Kochfeld mit Infrarot
    Bei einem Infrarot-Kochfeld liegt unterhalb eines Glaskeramik-Kochfelds eine Heizspirale aus Wolframdraht, der die Kochplatten per Infrarot-Strahlung erhitzt.
  • Glaskeramik-Kochfeld mit Halogen
    Halogen-Kochzonen werden durch Halogenstrahler erhitzt. Sie haben eine sehr hohe Leistung und erreichen daher schon wenige Sekunden nach dem Anschalten die volle Leistung. Halogen-Kochstellen haben einen sehr guten Wirkungsgrad: Sie wandeln den Strom zu fast 100 Prozent in Wärme um.
Angeschaltetes Glaskeramikfeld oder Ceranfeld mit Holzlöffel und Zwiebel(c) pixabay

3. Induktions-Kochfelder

Induktionsherde sind die effizientesten Elektroherde. Ihr Stromverbrauch ist bis zu 40 Prozent geringer als bei gusseisernen Platten. Beim Kochen mit Induktion entsteht zwischen Feld und Kochgeschirr eine elektromagnetische Wechselwirkung und die Wärme entsteht direkt im Topfboden. Das Kochfeld selbst erwärmt sich hingegen nicht. Dafür sind die Anschaffungskosten höher als bei anderen Kochfeldern. Zudem sind spezielle Töpfe und Pfannen unabdingbar.

Welcher Backofen sollte es denn sein?

Seppelfricke hatte vier gusseiserne Kochplatten und nur eine Beheizungsart: Hitze. Ob diese von oben oder von unten, als Umluft oder Heißluft rauskam, war mir ein Rätsel. Der Ofen wurde irgendwie heiß! Mittlerweile sind Backöfen mit unterschiedlichen Beheizungsarten Standard, wie etwa Umluft, Ober- und Unterhitze oder eine Grillfunktion.

Einige Modelle verfügen sogar über eine selbstreinigende Funktion, die sich hinter dem vielversprechend klingenden Begriff Pyrolyse verbirgt. Dabei wird der Ofen auf bis zu 500 Grad Celsius aufgeheizt, wodurch sämtlicher Schmutz zu Asche wird. Diese muss anschließend – theoretisch - nur noch herausgefegt werden. Diese Funktion ist jedoch sehr energieintensiv. Energiesparender ist es, leichte Verschmutzungen einzuweichen und anschließend mit einem Lappen abzuwischen.

Blick auf den neuen Herd(c) Minh Duc Nguyen

Vorhang auf für den neuen Herd mit Backofen

Die Ausgangssituation war klar: Aufgrund des fehlenden Gasanschlusses sollte der neue Herd mit Backofen elektrisch sein, eine Kindersicherung und eine gute Energieeffizienz haben. Eine funktionierende Innenbeleuchtung wäre wünschenswert. Die Wahl fiel auf ein Einbaukombigerät mit Glaskeramik-Kochfeld aus dem Hause Bosch. Das neue Gerät hat sage und schreibe fünf (!) Beheizungsarten, die Effizienzklasse A (auf einer Skala von A+++ bis D) und eine funktionierende Beleuchtung. Der Verbrauch beträgt Herstellerangaben zufolge 0,97 kWh pro Zyklus im konventionellen und 0,81 kWh im Umluft-Modus.

Gerne hätte ich mich für ein Gerät der höchsten Effizienzklasse entschieden. Aber am Ende hat der Pragmatismus gesiegt. Denn Herd und Backofen mit A+++ gibt es gar nicht, mit A++ nur selten und sehr teuer (markenabhängig). Bei A ist die Auswahl am Größten.

Energieeffizienzlabel für neue Backöfen hilft bei der Kaufentscheidung

Die Energieeffizienzklasse bezieht sich allerdings nur auf den Backofen. Für Kochfelder oder Herde gibt es bisher keine Energieeffizienz-Kennzeichnung. Zu finden ist das Label auf dem Gerät selbst, beim Hersteller sowie bei stationären und Online-Händlern. Es gibt Auskunft über den Stromverbrauch bei verschiedenen Beheizungsarten (Umluft und Ober-Unter-Hitze) pro Backzyklus und über die Größe des Garraums in Litern.

Bei älteren Geräten lässt sich die Energieeffizienzklasse nur schlecht herausfinden. Hier hilft es nur, zuerst das Modell ausfindig zu machen, und es anschließend zu googeln. Mit etwas Glück finden Sie sogar Angaben zum Energieverbrauch pro Backzyklus. Das Typenschild befindet sich meist im inneren Gehäuse des Backofens. In meinem Fall ist es unten links, wenn ich die Ofentür aufmache.

Das Energielabel für Backöfen mit Energieeffizienzklasse und Stromverbrauch.

Tipp: Vergleichen Sie beim Kauf eines neuen Backofens nicht nur die Energieeffizienzklasse, sondern auch den tatsächlichen Stromverbrauch pro Backzyklus. Bei der Einordnung in die Effizienzklassen wird die Größe des Garraums berücksichtigt: Ein Mini-Backofen kann daher mit der gleichen Effizienzklasse wie ein großer Backofen ausgezeichnet sein, obwohl sich der Stromverbrauch pro Backzyklus stark unterscheidet.

Nur wenige Tests zu Herd und Backofen vorhanden

Niemand möchte gern eine Katze im Sack kaufen. Aber Herde und Backöfen werden nicht allzu oft getestet. Außerdem werden in Tests meist nur einzelne Bauarten untersucht. Die Stiftung Warentest zum Beispiel nimmt meist nur Einbau-Backöfen und -kochfelder unter die Lupe, keine Stand- oder tragbare/portable Geräte.

Neuere Tests für Backofen und Herd gibt es nur von anderen Ratgeber-Medien:

Ich habe mich daher vor dem Kauf an den Bewertungen und Erfahrungsberichten von Verbraucher*innen orientiert. Die sind vor allem bei großen Online-Händlern oder Verkaufsplattformen zu finden.

Allgemeine Kauftipps für einen neuen Herd oder Backofen

Die Expert*innen von Ecotopten empfehlen den Einsatz eines Gasherdes, wo es möglich ist. Ist kein Gasanschluss vorhanden, könne man, so die Expert*innen, das Gerät alternativ mit Gasflaschen betreiben. Für mich war der Tipp eine Nummer zu sportlich. Schließlich möchte ich nicht alle paar Tage eine 22 Kilo schwere Gasflasche in die vierte Etage tragen – und die leere (immerhin um die elf Kilo) wieder runterschleppen.

silberne Töpfe und Pfannen auf Küchenanrichte(c) Adam Dachis | Unsplash

Tipp: Für einen besonders effizienten Induktionsherd brauchen Sie geeignetes Kochgeschirr. Halogen- oder Infrarot-Kochfelder können mit allen Pfannen und Töpfen verwendet werden und sind ebenfalls stromsparender als gusseiserne Platten.

Ob elektrisch oder gasbetrieben. Wenn Sie einen neuen Herd und Backofen kaufen, nehmen Sie sich folgende Empfehlung zu Herzen.

  • Beim Backofen auf Energieeffizienzklasse und Stromverbrauch pro Backzyklus auf dem Energielabel achten.
  • Backöfen mit Umluft-Funktion nutzen Energie besser aus.
  • Beim Backofen auf Isolierung achten: Dreifach verglaste Backofentüren halten Wärme im Ofen und verbrauchen weniger Energie.
  • Selbstreinigungsfunktion von Backöfen extrem energieaufwändig – und meist ist Nachputzen nötig.
  • Datenblatt des Gerätes für Detailinformationen einfordern.
Elektriker mit Helm und blauem Anzug vor einem Stromkasten in der Rückenansicht(c) jarmoluk | pixabay

Für den Austausch: Fachleute beauftragen und Sicherung prüfen

Ein Herd hat üblicherweise eine Anschlussleistung von 4 bis 13 Kilowatt (kW). Er darf daher nicht mehr per Schukostecker an konventionelle Steckdosen (maximale Anschlussleistung in der Regel 3,6 kW) angeschlossen werden, sondern nur an einen speziellen Herdanschluss. Bevor ich mich auf den neuen Herd mit Backofen freuen konnte, musste ich erst einmal eine/n Elektriker*in mit dem Abklemmen von Seppelfricke beauftragen. Sicher ist sicher. Denn im schlimmsten Fall decken Versicherungen eventuelle Schäden nicht ab.

Alten Herd und Backofen entsorgen

Topf auf Elektroherd(c) iStock.com / Piotr Adamowicz

Wenn Sie einen alten Herd entsorgen müssen, ist dieser laut Elektro- und Elektronikgerätegesetz bei kommunalen Sammelstellen abzugeben. Das ist bundesweit kostenlos. Wenn Sie einen neuen Herd kaufen, können Sie Gebrauch von der Rücknahmepflicht des Elektrogerätegesetzes machen. Es verpflichtet Händler mit einer Verkaufs- beziehungsweise Lagerfläche von mindestens 400 Quadratmetern, ihren Kunden beim Kauf neuer Elektrogeräte die Altgeräte abzunehmen. Das gilt auch beim Kauf im Internet.

Schweißtreibende Aktion dank Pandemie

Die Rücknahmepflicht ist für Endkunden eine tolle Sache. Nur griff sie in meinem Fall pandemiebedingt etwas kurz. Konkret wurde der neue Herd nur bis vor die Haustür geliefert, während der beauftragte Elektriker das alte Gerät an Ort und Stelle zurückgelassen hatte. Also durfte ich Seppelfricke am Vortag über den langen Flur bis ins Treppenhaus wuchten und am folgenden Tag den neuen Bosch – natürlich auch über den langen Flur – in die Küche schleifen.

Nothing Compares 2U

Die körperliche Last war das eine. Der temporäre Verzicht auf Seppelfricke war das andere. Denn während des Lockdowns war es mir nicht gelungen, die zwei Termine (für das Abklemmen und für den Anschluss) an einem Tag zu legen. Also musste ich einen kompletten Tag lang auf sämtliche Koch- und Backmöglichkeiten verzichten. Mit zwei Kleinkindern war das eine echte Herausforderung. Für einen Moment hörte ich in meinem Kopf eine Frauenstimme singen:

I know that living with you baby was sometimes hard

But I'm willing to give it another try …

Dass ich Seppelfricke so vermissen wurde, hätte ich nicht gedacht.

Neues Gerät, neue Zahlen: Stromverbrauch vom Backofen messen & berechnen

Mithilfe des Energielabels für Backöfen kann ich nun leicht berechnen, welche Stromkosten bei mir in etwa pro Jahr durchs Backen anfallen. Dazu brauche ich nur den Verbrauch pro Zyklus mit der Anzahl der Backvorgänge multiplizieren. In Beispielrechnungen wird meist von etwa 100 Backvorgängen im Jahr ausgegangen. Das Ganze muss nun mit dem aktuellen Strompreis multipliziert werden. Und so sieht die Formel aus:

Stromverbrauch pro Backzyklus in kWh x Backvorgänge im Jahr x Strompreis in Euro = Stromkosten im Jahr

Beispielrechnung:

  • Stromverbrauch des Ofens pro Backzyklus: 1,00 kWh
  • Backvorgänge im Jahr: 100
  • durchschnittlicher Strompreis 2022: 40,07 Cent 

1 kWh x 100 x 0,4 Euro = 40 Euro

Der Backofen aus dieser Beispielrechnung verbraucht also Strom im Wert von 40 Euro im Jahr für 100 durchschnittliche Backvorgänge.

Stromverbrauch des Backofens schätzen

Klassischer Ferraris-Zähler

Wenn Sie den Stromverbrauch Ihres Herds nicht kennen und kein EU-Label zu finden ist (auf dem Gerät, bei Hersteller oder Händlern), können Sie vor und nach dem Backen einen Blick auf den Stromzähler zu Hause werfen. Notieren Sie sich den Stand vor dem Backvorgang und vergleichen Sie ihn mit dem Stand nach dem Backvorgang. So erhalten Sie einen Anhaltspunkt, wie viel Strom der Backofen verbraucht.

Bedenken Sie dabei jedoch, dass in der Regel noch weitere elektrische Geräte, wie Kühlschrank, Wachmaschine oder Kochfeld, aktiv sind und ebenfalls Strom verbrauchen. Der abgelesene Wert ist also nur eine Näherung an den Stromverbrauch des Backofens und variiert zudem mit der jeweils eingestellten Temperatur und Nutzungsart (wie Umluft oder Ober-/Unterhitze).

Lassen Sie beim Schätzen fünf gerade sein – im Ernst!

Hinterher ist man immer schlauer. Das kann ich bestätigen, nachdem ich beim Versuch herauszufinden, ob Seppelfricke ein großer Stromfresser war, den Perfektionisten spielen musste. Und so war es:

  • Um einen möglichst exakten Wert zu erhalten, hatte ich sämtliche Elektrogeräte im Haus ausgesteckt beziehungsweise ausgeschaltet.
  • Dann drehte ich den Backofen auf circa 200 Grad Celsius und rannte wie von der Tarantel gestochen in Richtung Stromzähler.
  • Ich wohne aber im vierten Stock, der Stromzähler hingegen ist im Kellergeschoss.
  • Der Weg war also lang – und wurde noch länger, als mich die Nachbarn, die just in dem Moment im Treppenhaus waren, mich wie einen Außerirdischen anstarrten und ein Gespräch (trotz Corona!) anfangen wollten.
  • Im Keller angekommen, notierte ich mir den Zählerstand und ging wieder hoch.
  • Als die Lasagne irgendwann eine goldbraune Schicht bekam, begann das Gerenne von Neuem.

Beim Hochgehen habe ich die zwei Zahlen miteinander verglichen und folgendes Ergebnis erhalten: 1,8 kWh, also 180 kWh pro Jahr. Wie viel andere Backöfen im Schnitt verbrauchen, entnehmen Sie der folgenden Tabelle.

Vergleich: Stromverbrauch von Backöfen A+++ und Altgerät

Backeffizienzklasse:AAltgerät
(15 Jahre alt)
Stromverbrauch pro Backgang0,8 kWh1,1 kWh1,6 kWh
Stromverbrauch pro Jahr*80 kWh110 kWh160 kWh
Energiekosten**32 Euro44 Euro64 Euro
Energiekosten über 10 Jahre**320 Euro441 Euro640 Euro

*bei 100 Backgängen **Strompreis 40,07 Ct./kWh

Wie viel Watt hat ein Backofen?

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, werden Sie bestimmt verstehen, warum es bei einem Backofen nicht darauf ankommt, wie viel Watt Leistung er hat, sondern wie viel Strom er verbraucht. Falls Sie trotzdem wissen möchten, welchen Anschlusswert ein Backofen typischerweise hat, hier die Antwort:

Ein Backofen hat im Schnitt 3 - 4 kW, also 3.000 - 4.000 Watt (Leistung! Um genauer zu sein, Anschlussleistung). Die auf dem Energielabel abgebildeten Abgaben beziehen sich oft auf den etwas sparsameren Umluft-Modus. Nutzen Sie andere Modi, kann der tatsächliche Verbrauch davon abweichen. Als Richtwert gilt, dass ein Backofen bei 200 Grad pro Stunde etwa 1 bis 2 kW, also 1.000 bis 2000 Watt verbraucht.    

Ich habe kurz nachgeschaut: Ein kleines Rechenzentrum mit 100 Quadratmetern und geringer IT-Leistung bringt es pro Jahr auf 876.000 kWh*. So stromhungrig war Seppelfricke doch nicht.
*Quelle: Datacenter Insider

Übrigens können Sie den Stromverbrauch des Backofens nicht einfach mit einem Messgerät ermitteln. Ausnahmen sind hier kleinere Backöfen mit geringer Leistung.

Stromverbrauch des Herds berechnen oder schätzen

silberne Pfanne auf schwarzem Induktionskochfeld(c) LuisaK | pixabay

Da der Stromverbrauch von Elektroherden nicht auf einem Energieeffizienzlabel verzeichnet wird, ist das Berechnen des Jahresverbrauchs und der entsprechenden Stromkosten hier etwas schwieriger als bei einem Ofen. Hinzukommt, dass jede der vier Kochplatten unterschiedlich viel Strom verbraucht. Weitere Faktoren, die den Jahresverbrauch durch einen Herd stark beeinflussen, sind:

  • Anzahl der genutzten Kochplatten: Es macht einen Unterschied, ob nur eine Platte oder gleich alle vier Platten genutzt werden.
  • Häufigkeit und Nutzungsdauer: Je nach Haushalt und Gewohnheit wird unterschiedlich häufig und lang gekocht. 
  • Durchschnittlicher Strompreis: Auch der Strompreis spielt bei der Berechnung der Stromkosten eine entscheidende Rolle.

Berechnen ist gut, schätzen ist besser

Wenn Sie Ihren Stromverbrauch durch den Herd exakt berechnen möchten, müssen Sie alle oben genannten Faktoren penibel berücksichtigen. Sie können aber auch nur mit Richtwerten arbeiten. Nutzen Sie dafür dieselbe Formel wie beim Backofen:

Die Formel auf einen Blick:

Leistung des Kochfelds in kW x Nutzungsdauer in h x Strompreis in Cent/kWh = Stromkosten

Beispielrechnung:

  • Leistung des Kochfelds: 1,5 kW
  • Nutzungsdauer: 1 Stunde am Tag an 336 Tagen = 336 Stunden
  • durchschnittlicher Strompreis 2022: 40,07 Cent

Stromverbrauch pro Tag: 1,5 kW x 1 h = 1,5 kWh

Stromverbrauch im Jahr: 1,5 kWh x 336 Tage = 504 kWh

Stromkosten pro Jahr: 504 kWh x 0,4 Cent/kWh = 202 Euro

Wenn eine Herdplatte mit 1,5 kW Leistungsaufnahme fast jeden Tag im Jahr eine Stunde auf voller Stufe genutzt wird, verursacht das Stromkosten in Höhe von rund 202 Euro im Jahr. Das ist bei einer 4-köpfigen Familie durchaus realistisch. Man kann also grob sagen, dass eine 4-Personen-Haushalt pro Jahr etwa 500 kWh Strom allein durch die Herdplatten verbraucht. Wird der Backofen alle drei Tage benutzt, kommen noch etwa 80 kWh hinzu. 

Der Stromverbrauch durch das Kochen und Backen wird jedoch nicht nur durch den Herd bestimmt: Auch durch das richtige Nutzverhalten können Sie Ihren Stromverbrauch reduzieren.

Tipps zum Stromsparen mit Herd und Backofen

Mit ein paar einfachen Tipps für das Kochen und Backen lässt sich der Stromverbrauch von Herd und Backofen merklich reduzieren. Um zwischen den Stromspartipps zum Backen und Kochen zu wechseln, klicken Sie einfach auf den entsprechenden Titel. 

  • Restwärme des Ofens nutzen (ca. 10 Minuten) und auf Vorheizen verzichten spart 26 Euro Stromkosten und 32 kg CO2 im Jahr.
  • Wenn möglich Um- und Heißluft verwenden. Spart bis zu 40 Prozent Energie.
  • Für Aufbackbrötchen oder Toasts: besser Toaster als Ofen verwenden.
  • Klappe des Ofens beim Backvorgang geschlossen halten.
  • Bei Umluft: mehrere Bleche gleichzeitig in den Ofen schieben, statt nacheinander.
  • Immer mit passendem Deckel kochen! Spart 27 Euro Stromkosten im Jahr und 33 kg CO2.
  • Wasser für Nudeln und Tee mit Wasserkocher statt Topf aufkochen (bis ca. 1,5 Liter). Spart 13 Euro und 15 kg CO2 im Jahr. Töpfe und Pfannen passend zur Plattengröße nutzen.
  • Schnellkochtopf spart bis zu 50 Prozent Energie und Zeit.
  • Beim Kochen nur so viel Wasser wie nötig verwenden: Gemüse nur knapp mit Wasser bedecken & Deckel drauf.
  • Für Eier: in eine Pfanne, nur ein Fingerbreit Wasser zum Kochen bringen, dann abschalten (bei Induktion/Gas auf niedrigste Stufe) und mit Deckel die Restwärme nutzen.
  • Höchste Stufe nur zum Aufheizen der Platte benutzen – danach auf mittlere Stufe herunterregeln.
  • Gefrorene Lebensmittel nicht auf Herd oder im Backofen, sondern im Kühlschrank auftauen.

Neues EU-Energielabel seit dem 01.03.2021

Seit dem 01.03.2021 gibt es für viele Elektro-Haushaltsgeräte ein neues Energielabel. Die wichtigste Änderung: Für sämtliche Produktgruppen wird eine einheitliche Effizienzskala von A bis G genutzt. Die Klassen A+++, A++ und A+ gibt es nicht mehr. Das neue EU-Energielabel kommt nicht für alle Geräte gleichzeitig. Seit 1. März gilt es für:

  • Geschirrspüler
  • Waschmaschinen
  • kombinierte Waschtrockner
  • Kühl- und Gefriergeräte
  • Fernseher und Monitore

Für Lampen gilt es seit dem 1. September 2021, für Trockner, Staubsauger und Backöfen ab dem Jahr 2024, für Heizungen ab 2026.

Ausführliche Information finden Sie auf der Website Label 2020

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