Faktencheck zur Energiewende: Stromkosten und EEG

Über die Energiewende und ihre Kosten. Von Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik, WWF.

Den eigenen Stromverbrauch prüfen

Analysieren Sie Ihre Stromkosten und finden Sie heraus, ob und wie Sie Energie sparen können – für Ihre ganz persönliche Energiewende:

Regine Günther

Regine Günther, WWF.

Angesichts der aktuellen Diskussion um die Zukunft der Energieversorgung überprüft der WWF auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten die bekanntesten Energiewende-Mythen. Es ist an der Zeit, mit den Gruselgeschichten aufzuräumen, die die Gegner der Energiewende in immer neuen Varianten streuen, um deren Erfolg zu sabotieren. Wir können zeigen, dass die Mär eines deindustrialisierten, von Stromausfällen geplagten Landes, dessen Bürger in Energiearmut leben werden, weil die Energieversorgung von Kohle und Atom auf erneuerbaren Energien umgestellt wird, mit der Realität nichts zu tun hat.

Nur ein Drittel der Stromkostensteigerung liegt an Erneuerbaren

1. Richtig ist, dass die Stromkosten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind, von 15 Cent auf 25 Cent. Doch seit dem Startpunkt des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) im Jahr 2000 geht nur ein Drittel, nämlich ca. 3,6 Cent der Kostensteigerung, auf die Förderung der erneuerbaren Energien zurück. Die Kosten für Beschaffung, Vertrieb und Margen erhöhten sich kräftig. Die Energieversorger gaben sinkende Großhandelspreise nicht an die Endkunden weiter.

Stromkosten steigen auch ohne Erneuerbare weiter an

2. Würde heute die Förderung der erneuerbaren Energien eingestellt, würden die Strompreise trotzdem weiter steigen. Denn es müsste dann in neue fossile Kraftwerke investiert und in jedem Fall der Ausbau sowie die Modernisierung des Stromnetzes vorangetrieben werden. Dabei haben sich in den vergangenen Jahren die Kosten für Kohle und Gas so wie die Material- und Baustoffkosten für konventionelle Kraftwerke deutlich erhöht. Die spezifischen Kosten für Strom aus Sonne und Wind sinken aber kontinuierlich. Die unterschiedlichen Szenarien zeigen, dass sich die Preise unabhängig von den gewählten Technologieschwerpunkten zur Erzeugung von Strom bis 2030 in etwa auf dem gleichen Niveau einpendeln werden.

Ohne Ausnahmen für Industrie wäre EEG-Umlage viel günstiger

3. Zurzeit werden die privaten Verbraucher und die Kleinindustrie über Gebühr zur Kasse gebeten. Die energieintensive Industrie wurde durch übergroße Privilegien zum großen Gewinner der Energiewende: Die privilegierten Unternehmen sind für 18 Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich, müssen aber nur 0,3 Prozent der EEG-Umlage zahlen, das heißt von insgesamt 13,5 Milliarden Euro nur 37 Millionen Euro. Darüber hinaus profitieren sie vom preissenkenden Effekt der Erneuerbaren an der Börse. Ohne diese beiden Sondereffekte wäre die EEG-Umlage um weit über einen Cent, das heißt um mehr als ein Drittel niedriger.

Stromkosten können durch Anbieterwechsel gesenkt werden

4. Zu der vielzitierten Energiearmut wird es auch in Zukunft nicht kommen. Ein vierköpfiger Durchschnittshaushalt muss derzeit nur 2,5 Prozent seines Budgets für Strom – und davon selbst mit der kalkulierten Steigerung der EEG-Umlage auf mehr als 5 Cent pro Kilowattstunde – 15 Euro monatlich für die Förderung der Erneuerbaren zahlen. Dies entspricht in etwa zwei Kinokarten. Die Stromkosten können aber durch den Wechsel des Stromtarifs oder -anbieters deutlich gesenkt werden. Fast jeder zweite deutsche private Stromkunde hat noch nicht gewechselt. Darüber hinaus kann noch viel Strom eingespart werden. Das gilt sogar für energieintensive Industrieunternehmen, die bis 2020 zwischen acht und 16 Prozent ihres Stromverbrauchs einsparen können.

Quotensystem würde Probleme verschärfen

Die weitere Förderung der erneuerbaren Energien muss deren dynamischen und effizienten Ausbau garantieren. Ein ineffizientes Quotensystem, das in Großbritannien 2017 wegen Erfolglosigkeit abgeschafft wurde, führt auch in Deutschland in die Sackgasse. Es würde einen Run auf die aktuell günstigste Technologie – Wind-Onshore – auslösen und dies in den windstärksten Regionen. Statt technologischer und regionaler Verbreiterung führt das Quotenmodell zu einer Verengung, die für das Gesamtprojekt Energiewende keine Perspektive bietet. Probleme würden nicht gelöst, sondern verschärft. Wir müssen das EEG aber so modernisieren, dass die erneuerbaren Energien mittel- und langfristig zum Leitsystem der Energieversorgung werden können.

Autorin: Karin Adolph

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