Rebound-Effekt & Energiewende

Über den Rebound-Effekt bei der Energiewende. Von Frauke Rogalla, Referentin für Energiewirtschaft, Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.

Frauke Rogalla

Frauke Rogalla, Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.

In der Diskussion um Energieeinsparungen und die Steigerung der Energieeffizienz fällt immer wieder das Wort „Rebound-Effekt”. Gemeint ist damit, dass tatsächliche Effizienzgewinne hinter ihren berechneten Potenzialen zurück- oder sogar ganz ausbleiben. Gründe hierfür sind eine intensivere Energienutzung oder eine Steigerung des Energiekonsums allgemein. Die Anschaffung eines spritsparenden Autos kann beispielsweise dazu führen, dass das Auto häufiger benutzt wird als der alte Wagen. Ein anderes Beispiel ist die Anschaffung von energiesparenden Haushaltsgeräten, die dann aber häufiger genutzt werden oder bereits in der Anschaffung größer ausfallen als das alte Gerät.

Energieeffizienz kann Nutzung steigern

Erklärungen für diesen Effekt kommen vor allem aus der Wirtschaftswissenschaft: Durch eine Steigerung der Energieeffizienz kann das gleiche Ergebnis mit weniger Mitteleinsatz erreicht werden. Das bedeutet, die Betriebskosten pro Einheit sinken und fördern so eine stärkere Nutzung oder Nachfrage. Beim Auto-Beispiel: Mit dem Neuwagen sinken die Kosten für einen gefahrenen Kilometer, weil dieser mit weniger Sprit (Kosten) erreicht werden kann. Für das gleiche Geld kann so mit dem Neuwagen mehr gefahren werden. Bei Rebound-Effekten geht es also um einen Preiseffekt, aber auch um Komfortgewinn. So können mit einer effizienteren Heizungsanlage – zum gleichen oder geringeren Preis – mehr Räume beheizt werden als vorher.

USA gehen von 20 Prozent Rebound-Effekt aus

Die Beispiele zeigen: Die Nutzung von Energie steigt, nachdem die Effizienz gesteigert wurde. Die berechneten Einsparungen werden so nicht erreicht. Diese gehen nämlich immer davon aus, dass das Nutzerverhalten gleich bleibt. In den USA wird mittlerweile ein pauschaler Rebound-Effekt von 20 Prozent angenommen. Im schlimmsten Fall kann das geänderte Nutzungsverhalten sogar dazu führen, dass gar keine Energieeinsparung stattfindet und sogar mehr Energie verbraucht wird.  

Auch indirekte Rebound-Effekte möglich

Neben diesen direkten Rebound-Effekten, also die mehrfache oder erhöhte Nutzung eines Produktes oder einer Dienstleistung nach einer Effizienzsteigerung, gibt es auch indirekte Effekte. Indirekt ist der Rebound-Effekt dann, wenn durch die Durchführung einer Effizienzmaßnahme an anderer Stelle mehr Energie verbraucht wird. In diesem Fall würde beispielsweise die Anschaffung einer effizienten Heizungsanlage dazu führen, dass in einem anderen Bereich mehr Energie verbraucht wird – etwa durch die stärkere Nutzung des Autos oder die Anschaffung neuer Elektrogeräte. Auch hier spielt der Einkommenseffekt eine Rolle: Das Geld, das nicht mehr für Heizenergie ausgegeben werden muss, steht nun für andere Dinge zur Verfügung. Gerade diese indirekten Rebound-Effekte sind allerdings sehr schwer zu identifizieren und geschehen oft unbewusst.

Eigenes Nutzerverhalten bewusst machen

Die psychologischen Aspekte beim Rebound-Effekt wurden bisher nur wenig untersucht. Klar ist: Der Rebound-Effekt ist sehr individuell und hängt stark vom Nutzerverhalten ab. Er ist daher auch nicht pauschal zu beziffern und schwer in Berechnungen einzubeziehen. Bei der Durchführung von Effizienzmaßnahmen im privaten Bereich sollten sich Verbraucher darüber bewusst sein, dass errechnete Potenziale nur unter bestimmten Voraussetzungen erfüllt werden. Das eigene Nutzerverhalten spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wichtig ist, sich sein Verbrauchsverhalten vor und nach der Effizienzmaßnahme zu vergegenwärtigen – denn der Rebound-Effekt passiert nicht immer bewusst. Verbraucher sollten ihre Gewohnheiten beobachten und sich den Energieverbrauch transparent vor Augen führen – also Zählerstände ablesen oder Abrechnungen vergleichen. Gerade im Bereich Wärme ist der Rebound-Effekt oft nicht so sichtbar: Effizienzmaßnahmen werden ohnehin schon durch Energiepreissteigerungen aufgefressen. Um hier einen Rebound-Effekt feststellen zu können, muss man sich seinen Energieverbrauch preisbereinigt anschauen und nicht nur die reinen Kosten vergleichen. Vor jeder Anschaffung oder Durchführung einer Effizienzmaßnahme sollte man sich auch die Frage stellen, was mit der Maßnahme erreicht werden soll und ob man für einen möglichen Komfortgewinn ein gesteigertes Konsumverhalten in Kauf nehmen möchte.    

Autorin: Karin Adolph

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