Führt effizientere Technik wirklich zu Energieeinsparungen?

„Führt effizientere Technik tatsächlich zu Energieeinsparungen? Oder gehen die Menschen dann nicht noch sorgloser damit um, sodass sie letztlich mehr Energie verbrauchen?“ (Hartmut Hagen, Beckum)

Frau zeigt zwei Glühlampen(c) iStock/viafilms

Dr. Stefan Thomas (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie): „In der Tat gibt es dieses Phänomen. Gelegentlich sind mit Steigerungen der Energie- und Ressourceneffizienz sogenannte Rebound-Effekte verbunden. Die durch die Effizienzsteigerung eingesparten Kosten führen dann durch verstärkte Nutzung oder zusätzlichen Konsum  zu weiterem Energie- und Ressourcenverbrauch. Sie schmälern erzielte Effizienzgewinne, aber in der Regel nur geringfügig.

Zu unterscheiden sind: 

  • Direkte Rebound-Effekte, bei denen etwa effizientere Geräte weniger sparsam oder nicht dem Bedarf angepasst benutzt werden. Zum Beispiel werden Energiesparlampen länger angelassen, ein sparsames Auto öfter genutzt oder beim Neukauf eines effizienten Kühlgerätes fällt dieses größer aus als nötig.
  • Indirekte Rebound-Effekte, bei denen Einspargewinne Handlungen ermöglichen, die nicht nachhaltig sind. Extrembeispiel: Eingesparte Kraftstoffkosten werden genutzt, um mit einem Billigflieger Wochenendkurzreisen zu unternehmen.

Schätzungen direkter Rebound-Effekte bewegen sich in der Regel zwischen null und 30 Prozent der durch effiziente Technik erreichten Energieeinsparung. Der Begriff und die Höhe der indirekten Rebound-Effekte werden in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Für den Effekt, der sich ergibt, weil eingesparte Energiekosten für zusätzliche Güter und Dienstleistungen ausgegeben werden, geht die Internationale Energie Agentur von etwa ein bis zwei Prozent aus. Eine Studie des Wuppertal Instituts errechnete fünf Prozent.

Davon zu unterscheiden ist jedoch das Phänomen, dass insgesamt der Energieverbrauch eines Landes nur wenig sinkt oder sogar weiter steigt, weil das Wirtschafts- und Wohlstandswachstum stärker ist als die Effizienzgewinne. Steigende Wohnflächen pro Kopf, mehr Fernreisen und immer größere Fernseher sind vor allem durch steigende Einkommen und Luxusansprüche zu erklären und nur zum allerkleinsten Teil Rebound- Effekte aufgrund effizienterer Energienutzung.

Direkte Rebound-Effekte lassen sich durch entsprechende Programmgestaltung minimieren. Beispielsweise sollten bei einem Prämienprogramm für energieeffiziente Kühl- und Gefriergeräte Prämien nur für Geräte bis zu einem bestimmten Kühlvolumen gezahlt werden und nur dann, wenn eine adäquate Entsorgung eines defekten Altgeräts gewährleistet ist.“

 

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